Das Geheimnis der Apple Zulieferkette

| 10:00 Uhr | 11 Kommentare

Irgendetwas muss Apple anders machen als seine Mitbewerber und das ist nicht nur die Herstellung außergewöhnlicher, trendiger und guter Produkte. Warum schafft es Apple in Märkte einzubrechen, die als kompliziert und ohne Potenzial gelten und verdient im Vergleich zu seinen Mitbewerbern immer noch ein Vielfaches an seinen Geräten? Die Antwort könnte in dem einmaligen und bis ins letzte Detail durchdachten Zuliefersystem liegen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Geschichte um das grüne Licht, welches dem MacBook-User anzeigt, ob die Kamera eingeschaltet ist oder nicht. Diese gibt einen guten Einblick in die Welt der Herstellung, Beschaffung und Logistik, welche Apple so meisterhaft beherrscht.

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Der Apple-Design-Guru Jonathan Ive hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass der Apple-User sehen soll, ob die Kamera aktiv ist oder nicht, doch wie erreicht man, dass ein Licht durch ein Aluminium-Gehäuse (MacBook Air) scheint? Diese Frage haben sich wahrscheinlich bisher die wenigsten User gestellt. Jedenfalls hat Ive einen Fertigungs- und Werkstoff-Experten damit beauftragt, herauszufinden, wie man das Unmögliche möglich machen kann und die Lösung lag in einem Laser, der so winzig kleine Punkte in das Metall-Gehäuse brennt, dass sie für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind, das Licht aber durchlassen. Doch nun musste eine Lösung gefunden werden, wie man diese Technik für die Produktion von tausenden Computern nutzbar macht.

Ein Experten-Team fand eine US-Firma, die Laseranlagen für die Produktion von Mikrochips produzierte, optimierte diese und bot dem Unternehmen kurzerhand einen Exklusiv-Vertrag an. Seitdem wurden Hunderte dieser Maschinen an Apple geliefert und sichern Apple einen enormen Wettbewerbsvorteil am Markt. Tim Cook, der lange Jahre mit solchen Aktionen die Einmaligkeit von Apple am Markt sicherte, erwarb damit das tiefe Vertrauen seines CEO Steve Jobs. In vielen Interviews mit Führungskräften bei Zulieferfirmen, Mitarbeitern und Management-Experten wurde deutlich, dass Apple wie ein geschlossenes Ökosystem funktioniert und das Unternehmen über fast jedes Stück in der Zulieferkette vom Entwurf bis zum Einzelhandelsgeschäft die Kontrolle ausübt. Durch das Verkaufsvolumen und manchmal auch durch Rücksichtslosigkeit erzielt Apple große Rabatte auf Teile, Fertigungskapazitäten und Luftfracht, die letztlich den Gewinn steigern.

Eine weitere strategische Entscheidung war es z.B. als Apple 1997 für 50 Millionen US Dollar sämtliche Luftfrachtkapazitäten für das Weihnachtsgeschäft reservierte, so dass der neue iMac pünktlich verfügbar sein konnte. Auf dem Seewege wäre dies nicht möglich gewesen. Als die Konkurrent dann versuchte, Luftfrachtkapazitäten zu buchen, waren bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft. In 2001 als der erste iPod erschien, schaffte es Apple die Logistik so umzustellen, dass es billiger für das Unternehmen war, die Geräte direkt aus China mittels Luftfracht zum Endkunden zu versenden, als den Seeweg zu wählen. Ein weiterer strategischer Schritt ist ganz gewiss die Vorgehensweise Apples große Mengen an Speicher zu lukrativen Preisen aufzukaufen, um der Konkurrenz nur wenig Handlungsspielraum zu lassen.

Trotzdem Apple sein iPad 2 zu einem Preis anbietet, den nur wenige Konkurrenten bei gleicher Qualität schlagen können, verdient Apple immer noch geschätzte 25 Prozent an jedem Gerät. Dies schätzt jedenfalls der Analyst von Piper Jaffray Gene Munster, da Apple selbst diese Zahlen vor Veröffentlichung schützt wie seinen Augapfel. Diese Erfahrungen und Zahlen jedoch geben Apple wahrscheinlich das Vertrauen, auch in einem Markt wie dem der Fernseher Fuß zu fassen und bestehen zu können. Schließlich wurde auch bei den Handys vorausgesagt, dass Apple in einem solch preissensiblen Markt nicht bestehen könne. Da können wir also von Glück reden, dass Jobs seinerzeit nicht auf die Unkenrufe hörte, denn die harten Fakten über das iPhone, seine Verkäufe und Gewinne kennen wir heute. (via)

Kategorie: Apple

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11 Kommentare

  • qevdo

    Toller Artilel! Hab bei der Überschrift zuerst an die Lösung des Verkaufsverbots in DE gedacht 🙂

    06. Nov 2011 | 11:02 Uhr | Kommentieren
  • LKF

    Und genau wegen solchen Berichten bin ich regelmäßiger Besucher dieser Seite =)
    Vielen Dank

    06. Nov 2011 | 11:53 Uhr | Kommentieren
  • CoCo

    Herrlich!
    Apple fährt die Öko-Schiene und transportiert die Produkte lieber per Luftfracht als über den Seeweg. Das passt nicht zusammen.

    06. Nov 2011 | 15:37 Uhr | Kommentieren
  • Fu Man Shu

    Apple kauft sämtlichen Speicher auf und jammert dann dass sie wegen einem 3G Patent verklagt werden ? Wo sind hier die wrttbewrbtshüter ? Das ist sowas von lächerlich.

    06. Nov 2011 | 15:59 Uhr | Kommentieren
  • Fu Man Shu

    Wettbewerbshüter… ^^

    06. Nov 2011 | 16:00 Uhr | Kommentieren
  • Robert

    Danke für die tollen Berichte über die Suply Chain.

    Meine Frage: wie schafft es Apple eine nur 6 Tage Lagerhaltung zu betreiben – die können doch unmöglich z.B. bei Iphone 4S wissen, wieviele da weggehen werden?

    Gibt es dafür auch eine ERklärung?

    06. Nov 2011 | 17:09 Uhr | Kommentieren
  • Kollmann Martin

    hab ich mich jetzt verlesen oder ist das ein Fehler???

    Das grüne Licht bei der Kamera ist ja im Glas.
    Die Leuchte die ihr meint, ist ja die Aktivitätsanzeige ob das Book eingeschalten ist oder nicht..

    06. Nov 2011 | 18:05 Uhr | Kommentieren
  • CoCoCo

    Es geht um die MacBook Modelle mit Alurahmen. Z.B. das MacBook Air.

    06. Nov 2011 | 18:10 Uhr | Kommentieren
  • Mainzel

    Nein, es geht um das grüne Licht der Kamera beim MacBook Air. Das geht nicht durch das Glas (wie beim MacBook Pro), sondern durch das Aluminium.

    06. Nov 2011 | 18:10 Uhr | Kommentieren
  • Kollmann Martin

    ACHSOOO. Sorry, hab zu schnell gelesen…

    06. Nov 2011 | 18:15 Uhr | Kommentieren
  • Bobo

    Jonathan ive ist einfach ein genie! Der wird auch ohne jobs Weiterhin genung gute ideen für neue geräte bringen

    07. Nov 2011 | 17:02 Uhr | Kommentieren

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