Die Zukunft der Gesundheit am Handgelenk? Ärzte bewerten den Nutzen der Apple Watch im Gesundheitswesen

| 7:11 Uhr | 0 Kommentare

In einem neuen Artikel der Financial Times haben eine Reihe von Ärzten und anderen Personen aus dem medizinischen Bereich die Schwierigkeiten bei der Integration der Apple Watch in die tägliche Versorgung von Patienten beschrieben. Einige sagten, dass eine Zukunft, in der die Apple Watch tatsächlich die Gesundheit der Nutzer in größerem Umfang verbessert, noch in weiter Ferne liegt. Andere weisen hingegen auf die große Unterstützung bei der Erfassung von Daten hin, die Apples smarte Uhr schon heute in großen Gesundheitsstudien bietet.

Fotocredit: Apple

Die Apple Watch im Gesundheitswesen

Obwohl die Apple Watch und ähnliche Geräte viele nützliche Datenpunkte sammeln können – die in einigen Fällen klinischen Wert haben – nutzen die meisten Ärzte sie nicht. Der klinische Psychologe Michael Breus zum Beispiel sagt, dass 99,9 Prozent der Mediziner noch nicht an Bord sind.

„Das Problem ist, dass es von der medizinischen Gemeinschaft nicht akzeptiert wird, und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben“, sagt Dr. Steven LeBoeuf, Mitbegründer des Biometrieunternehmens Valencell. „Die [FDA] müsste es genehmigen, und dann müssen die Ärzte es akzeptieren, und dann müssen sie es sich erstatten lassen. Das ist ein langwieriger Prozess. Es ist nicht so einfach, wie man denken würde.“

Ein weiteres Problem ist die Frage, was mit den Daten geschehen soll, die die Apple Watch sammelt. Sami Inkinen, CEO von Virta Health, ist der Meinung, dass die Bereitstellung von Daten ohne personalisierte Pflegeempfehlungen nicht ausreicht, um die Gesundheit zu verbessern.

„Es ist, als würde man jemandem eine Waage verkaufen: Es ist nicht sehr schwer, den Leuten zu sagen, wie viel Prozent sie übergewichtig sind“, so Inkinen. „Aber wie können wir das Verhalten tatsächlich ändern und Ergebnisse erzielen, z. B. den Blutzucker senken, die Medikamente absetzen und das Gewicht reduzieren? Für mich fehlt das bei der Apple Watch völlig.“

In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass Apple sich nicht zum Ziel gesetzt hat, dass die Smartwatch die Beratung eines Arztes bzw. Vorsorgeuntersuchungen ersetzt. Wie Apples Gesundheits-Chefin Dr. Sumbul Desai in einem Interview erklärte, will Apple nicht „diagnostizieren oder offiziell untersuchen“, sondern einen „ersten Anhaltspunkt“ für die Benutzer liefern, der sie dazu bringt, einen Arzt aufzusuchen.

Interessant ist auch die Angabe, dass viele Nutzer der Apple Watch sich bereits als gesund und fit bezeichnen, so dass es wahrscheinlich ist, dass der Zielmarkt des Geräts nicht die Menschen umfasst, für die die Apple Watch den größten Nutzen bringen könnte.

Patientenversorgung und Forschungszwecke

Einige Ärzte sind jedoch zuversichtlich, dass die Apple Watch sowohl für die Patientenversorgung als auch für Forschungszwecke erfolgreich ist. Nach Angaben der CDC sind chronische Krankheiten die Hauptursache für die Gesundheitskosten in Höhe von 3,8 Billionen Dollar in den USA. Zudem sind sie im Allgemeinen durch Bewegung, Ernährung und Früherkennung vermeidbar – einige der Stärken der Apple Watch.

Eine weitere große Stärke der Apple Watch ist der mögliche Einsatz in großen Studien. Beispielsweise hat Shruthi Mahalingaiah, Forscherin in Harvard, in einer umfassenden Studie mit verschiedenen Generationen der Apple Watch den Eisprungzyklus von 70.000 Frauen verfolgt.

Dr. Richard Milani, stellvertretender Vorsitzender der Kardiologie bei Ochsner Health, hat Datenerfassungsgeräte eingesetzt, um Datenpunkte von Tausenden von Patienten zu überwachen und KI zur Vorhersage von Ergebnissen zu nutzen, z. B. welche Menschen eher stürzen. Auch hier ist die Apple Watch führend. So erkennt die Apple Watch SE oder Apple Watch Series 4 (und neuer) einen Sturz und alarmiert sogar den Rettungsdienst.

Apple hat in den vergangenen Jahren gleich mehrere Apple Watch Gesundheitsstudien auf den Weg gebracht. Unter anderem konzentrierten sich die Studien auf die Bereiche „Herz und Bewegung“, „Hörvermögen“ und „Frauengesundheit“.

Apple betonte bereits des Öfteren, dass man „noch ganz am Anfang unserer Reise in Sachen Gesundheit“ stehe. Doch das Unternehmen macht beachtliche Fortschritte im Bereich der Gesundheit, sei es neue Methoden, um Gesundheitsdaten zu erfassen, in Studien zu verarbeiten oder Menschen einfach eine bessere Übersicht über ihre Gesundheitsakte zuliefern, was in den USA mit Health Records möglich ist. Mit der digitalen Gesundheitsakte für das iPhone und iPad erhalten Patienten eine bessere Kontrolle über ihre Gesundheitsinformationen, die in den Datenbanken der Gesundheitssysteme vorhanden sind.

Über das Wochenende hatte Apple einen neuen Werbespot veröffentlicht, mit dem der Hersteller aus Cupertino auf das Potential der Apple Watch aufmerksam macht, wie diese im Notfall helfen kann.

Kategorie: Apple

Tags:

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert