„After Steve“: Neues Buch beleuchtet, wie unzufrieden Jony Ive zum Schluss bei Apple war

| 17:45 Uhr | 2 Kommentare

Apples ehemaliger Designchef Jony Ive verließ den iPhone-Hersteller ausgebrannt und müde im Zuge der zahlreichen strukturellen Veränderungen von CEO Tim Cook. Das behauptet zumindest der Autor Tripp Mickle in seinem neuen Buch „After Steve: How Apple Became a Trillion-Dollar Company and Lost Its Soul“

Fotocredit: Apple

Jony Ive und Apple

Jony Ive verließ Apple im Jahr 2019, nachdem er fast drei Jahrzehnte lang für den Tech-Giganten an vielen seiner wichtigsten Produkte gearbeitet hatte. Der Abgang war ein Schock, aber einer, der aufgrund eines Kulturwandels im Unternehmen unvermeidlich war.

Laut einem Artikel der New York Times, der auf dem Buch „After Steve: How Apple Became a Trillion-Dollar Company and Lost Its Soul“ von Tripp Mickle basiert, trat Ive nach Jahren der Frustration zurück. Seiner Meinung nach entwickelte sich Apple von einem designorientierten zu einem eher zweckorientierten Unternehmen.

In dem Bericht wird zunächst die Beziehung zwischen Ive und dem ehemaligen CEO und Mitbegründer Steve Jobs hervorgehoben und die Entwicklung des ikonischen iMac beschrieben. Die Anwesenheit von Ive wurde zeitweise als Erleichterung für Jobs empfunden, und die beiden arbeiteten eng zusammen, wobei Jobs ständig das Designstudio des Unternehmens besuchte.

Ive wurde zunehmend unzufriedener

Nach dem Tod von Jobs und dem CEO-Amtsantritt von Tim Cook hatten sich Ives Erfahrungen im Unternehmen erheblich verändert. Cook zeigte anscheinend weniger Interesse an Design als Jobs und besuchte das Studio während der Entwicklung der Apple Watch deutlich seltener.

Als sich der Schwerpunkt der Apple Watch von Mode auf Fitness verlagerte, wandte sich Ive Berichten zufolge an Cook, weil er müde war und sich aus dem Geschäft zurückziehen wollte. Streitigkeiten mit Kollegen über Beförderungen und die Leitung von Hunderten von Mitarbeitern anstelle des kleineren 20-köpfigen Designteams erschöpften Ive ebenfalls erheblich.

Die Befürchtung, dass sich Ives Weggang auf den Aktienkurs auswirken könnte, veranlasste Cook dazu, Ives Aufgaben zu reduzieren und ihn zum Chief Design Officer zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wussten offenbar nur wenige bei Apple von Ives Frustration und Burnout.

Die Änderungen führten offenbar auch dazu, dass Ive anders arbeitete, indem er nicht mehr fast täglich Produktbewertungen vornahm, sondern manchmal wochenlang überhaupt kein Urteil über Designs abgab.

Anlässlich des 10-jährigen iPhone-Jubiläums rief Ive Software-Designer zu einer Produktbesprechung in San Franciscos Social Club The Battery zusammen. Nachdem er es versäumt hatte, sich für seine fast dreistündige Verspätung zu entschuldigen, prüfte Ive die Ausdrucke und gab Feedback, traf aber zu diesem Zeitpunkt keine endgültigen Entscheidungen.

Während Ive anscheinend abwesend war, fuhr Cook damit fort, das Unternehmen in eine neue Richtung zu lenken und holte unter anderem den ehemaligen Finanzchef von Boeing, James Bell, als Direktor ins Unternehmen, um den Vermarkter Mickey Drexler zu ersetzen. Ive war von dieser Veränderung nicht begeistert und kommentierte sie gegenüber einem Kollegen mit den Worten: „Er ist ein weiterer dieser Buchhalter“.

Dass Cook der Finanzabteilung mehr Mitspracherecht einräumte, verärgerte Ive zusätzlich, der dazu überging, externe Auftragnehmer zu prüfen.

Abschied mit einem Film

Im Zusammenhang mit Ives Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, wird in dem Artikel von einem Abend im Juni 2019 berichtet, an dem Ive seine Designteams in einem Kino zu einer privaten Vorführung von „Yesterday“ versammelte. Den Film hatte Ive mit Bedacht gewählt, denn es handelte sich um eine „zweistündige Erkundung des ewigen Konflikts zwischen Kunst und Kommerz“, heißt es in dem Artikel.

Einen Tag später wurden die Designteams aufgefordert, ihre Kalender für ein Treffen mit Ive freizumachen, der ihnen mitteilte, dass mit der Fertigstellung des neuen Gebäudes seine Zeit im Unternehmen zu Ende gehe. Ive lobte das Team und forderte es auf, die Identität von Apple beizubehalten. Außerdem versicherte er ihnen, dass er über seine Designfirma LoveFrom weiterhin als Berater tätig sein würde.

Eine neue Richtung

Seit Ives Abgang, für den er ein CEO-würdiges Abfindungspaket im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar erhielt, ist das Design bei Apple allem Anschein nach zugunsten von Funktionen und Leistung in den Hintergrund getreten. Die Designer sagten, dass das Fehlen von Ive zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem technischen Bereich geführt hat als zuvor, gleichzeitig sind sie aber auch einem höheren Kostendruck ausgesetzt.

„After Steve“ erscheint am 3. Mai in den USA. In Deutschland wird das Buch unter anderem bei Amazon ab dem 12. Mai als gebundene Ausgabe, Taschenbuch und Digital-Version erhältlich sein.

Kategorie: Apple

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2 Kommentare

  • Gast1

    Wenn Ive zuhört schläft man ein , alle die mit ihm arbeiten musste sind eingeschlafen.
    Nur Steve war in der Lage mit ihm umzugehen ubd etwas Produktives heraus zu holen.
    Der Mann ist schwierig und braucht jemand wie Steve der ihn angreibt.
    Steve ist tod und solche Menschen sind super selten. Was sollte Tim also tun ?

    02. Mai 2022 | 19:03 Uhr | Kommentieren
    • Gast1

      Den Kugel – iMac wollte Ive so nicht , das iPhone wollte er auch anders machen und Steve Jobs musste sich durchsetzen . Für was hat er 100 Millionen bekommen ist ja nicht so das er vorher kein Gehalt hatte.

      02. Mai 2022 | 19:09 Uhr | Kommentieren

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