Verlust von Langzeit-Abonnements: Darum verliert Netflix seine Stammkunden

| 15:07 Uhr | 0 Kommentare

Bei Netflix läuft derzeit nicht alles nach Plan. Nachdem bekannt wurde, dass der Marktführer zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt Abonnenten verloren hat, brach der Aktienkurs des Unternehmens zunächst um 40 Prozent ein. Wir haben uns angeschaut, woher der Verlust an Abonnenten kommen könnte und wie der Streaming-Service in Zukunft auf den Trend reagieren will.

Viele langjährige Abonnenten kündigen Netflix

Netflix hat im ersten Quartal 2022 beachtliche 200.000 Abonnenten verloren. Die Vorhersagen und Berechnungen zeigen statt eines Fortschritts im nächsten Quartal sogar ein Worst-Case-Szenario. Es wird erwartet, dass Netflix im nächsten Quartal über 2 Millionen Abonnenten verlieren wird. Einem Bericht von The Information zufolge liegt der Anteil derjenigen, die ihr Netflix-Abonnement seit über drei Jahren gekündigt haben, bei über 13 Prozent. 8 Prozent waren zwischen zwei und drei Jahren Kunde, 19 Prozent waren seit mindestens einem Jahr dabei, bevor sie gekündigt haben.

Die Abo-Kündigungen nehmen also ständig zu und gefährden den Hauptgewinn des Streaming-Giganten. Dass vor allem Langzeitkunden vermehrt ihr Abonnement kündigen, ist eine alarmierende Situation für das Unternehmen. Wir wollen wissen, warum die Kunden von Netflix ihr Abonnement kündigen.

Netflix setzt Serien ab

Ein wichtiger Grund dafür, dass zu viele Abonnenten ihr Netflix-Abonnement kündigen, ist die Absetzung von Netflix-Serien. Oft ärgern sich die Fans über die Entscheidung von Netflix, eine bestimmte Serie zu streichen. In letzter Zeit hat Netflix aufgrund der sinkenden Zahl von Abonnenten einige der bekanntesten Serien wie „Legacies“, „Archive 81“ oder „Space Force“ abgesetzt. Diese abrupten Absetzungen sorgen bei den Netflix-Abonnenten für Unmut. Sie fühlen sich nicht wohl dabei und verlassen deshalb den Streaming-Dienst, um sich etwas anderes zu suchen.

Zudem verliert Netflix viele seiner Serien an die ursprünglichen Rechteinhaber, die mittlerweile ihre eigenen Streaming-Dienste betreiben. Disney+, Paramount+ oder Peacock sind nur einige von Studios betriebene Dienste, die ihre Serien und Filme wieder einsammeln.

Hohe Abonnement-Preise

Netflix dreht nun schon seit mehreren Jahren kontinuierlich an der Preisschraube, was den Unmut der Kunden antreibt. Nach der jüngsten Preiserhöhung in den USA wurde womöglich die Grenze erreicht oder sogar überschritten. Eine Vielzahl der Kunden beschwerten sich in sozialen Medien, nachdem der Premium-Tarif um 2 US-Dollar angehoben wurde und jetzt 19,99 US-Dollar pro Monat kostet. Andere Dienste sind hier deutlich günstiger.

„Die Verbraucher stimmen mit ihrer Geldbörse ab“, erklärt Brendan Brady von dem Analyse-Unternehmen Antenna.

Netflix hat kein Alleinstellungsmerkmal

Zuletzt erklärte der Analyst Horace Dediu, dass ein wesentliches Problem von Netflix das Fehlen eines Alleinstellungsmerkmals sei. So stellte der Analyst heraus, dass die Netflix-Strategie, den Fokus auf möglichst viele Produktionen zu legen, auf lange Sicht nicht mehr aufgehen könnte. Andere Dienste haben sich hier eine starke Position erarbeitet.

Apple TV+ ist, wenn es um den Marktanteil geht, vorerst nur unter „Sonstige“ zu finden. Apples jüngste Auszeichnungen auf Preisverleihungen verdeutlichen jedoch den Qualitätsanspruch des Angebots. Dieses Angebot kann langfristig der gezieltere Kaufgrund für ein Abonnement darstellen.

Netflix gibt Gründe

Auch Netflix gibt (seinen Aktionären) Gründe, warum das Geschäft derzeit nicht so verläuft, wie man es gerne hätte. In einem Schreiben an die Aktionäre erklärt Netflix, dass sich das Umsatzwachstum „beträchtlich verlangsamt“ habe, wobei das Unternehmen „eine große Anzahl von Haushalten, die sich Konten teilen“ und „Wettbewerb“ als Gründe für den Rückgang angibt. Netflix schätzt, dass seine 222 Millionen zahlende Haushalte sich mit weiteren 100 Millionen Haushalten die Abos teilen (Account-Sharing), die somit nicht weiterführend monetarisiert werden können.

Zudem kostete die Einstellung der Geschäftstätigkeit in Russland dem Unternehmen 700.000 Abonnenten. Ohne diesen Verlust hätte Netflix im letzten Quartal sogar zugenommen. Das liegt jedoch immer noch deutlich unter den Prognosen, was zwar weniger die Abonnenten nervös macht, jedoch umso mehr die Aktionäre.

So will Netflix reagieren

Für die Zukunft plant das Unternehmen eine „effektivere Monetarisierung der gemeinsamen Nutzung von Konten in mehreren Haushalten“, was darauf schließen lässt, dass Netflix Maßnahmen gegen das Account-Sharing treffen wird. Hier könnte bald eine zusätzliche Gebühr anfallen. Netflix hatte bereits im März damit begonnen, eine zusätzliche Zahlung für diejenigen zu testen, die ihr Netflix-Konto mit Personen außerhalb ihres Haushalts teilen.

Neben den neuen Maßnahmen gegen Account-Sharing zieht das Unternehmen auch ein günstigeres, werbefinanziertes Abo in Betracht, um die anhaltenden Verluste abzumildern. Ansonsten bleiben noch die Netflix-Produktionen, die das Unternehmen in Zukunft weiter vorantreiben wird, dazu soll auch ein Live-Programm gehören, bei dem Zuschauer wahrscheinlich sogar abstimmen können.

Kategorie: App Store

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