John Gruber rechnet mit Apple ab: harte Kritik an „Apple Intelligence“

| 17:45 Uhr | 3 Kommentare

Apple genießt seit Jahren den Ruf, mit durchdachten und wegweisenden Innovationen die Tech-Welt maßgeblich mitzugestalten. Doch in letzter Zeit mehren sich Stimmen, die diesem Bild widersprechen. Eine dieser Stimmen gehört John Gruber – Entwickler, Blogger und langjähriger Apple-Beobachter. Mit seinem jüngsten Blog-Beitrag „Something Is Rotten in the State of Cupertino“ erhebt er schwere Vorwürfe gegen Apples Strategie und prangert das „Bullshit-Marketing“ des Unternehmens an.

Konzeptvideos statt echter Innovation?

Die große Enttäuschung bezieht sich insbesondere auf die Präsentation von „Apple Intelligence“ bei der WWDC 2024. Was auf der Bühne als Vorschau auf die nächste Generation von Siri verkauft wurde, entpuppte sich laut Gruber als reine Konzeptdarstellung – also als bloße Vision, nicht als funktionierende Technologie. Er geht sogar so weit zu sagen:

„Concept videos are bullshit, and a sign of a company in disarray, if not crisis.“

„Konzeptvideos sind Bullshit und ein Zeichen für ein Unternehmen, das sich in einem Durcheinander befindet, wenn nicht gar in einer Krise.“

Gruber zieht hier einen drastischen Vergleich: Er erinnert an den „Knowledge Navigator“ aus dem Jahr 1987, ein ähnlich ambitioniertes Konzept, das Apple damals präsentierte, als das Unternehmen in einer schweren Krise steckte. Die Parallelen zwischen damals und heute seien unübersehbar. Der heutige Apple-CEO Tim Cook steht in seinen Augen für wirtschaftlichen Erfolg, aber nicht für technische Visionen.

Apple hat das Thema Künstliche Intelligenz für seine Produkte lange Zeit zurückgehalten. Während Konkurrenten wie OpenAI und Google immer weiter voranschritten, blieb Apple auffallend still. Die große „Apple Intelligence“-Ankündigung wirkt laut Gruber daher eher wie ein verzweifelter Versuch, den Rückstand aufzuholen, als eine wohlüberlegte Strategie.

Apples „Fehltritte“

Doch die Kritik hört bei „Apple Intelligence“ nicht auf. Gruber erwähnt noch einige weitere Produkte, die hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben sind oder gar nicht erst die Marktreife erreicht haben. Hierzu zählen:

AirPower: Ein kabelloses Ladepad, das groß angekündigt, aber nie veröffentlicht wurde.

HomePod: Sollte die Art, wie wir zu Hause Musik hören, revolutionieren – floppte aber und wurde erst Jahre später in einer verbesserten Version neu aufgelegt. Hier will Apple neu ansetzen und plant angeblich einen stärkeren Fokus auf den Smart-Home-Markt, mit neuen Produkten.

Apple Watch: Ursprünglich als Mode-Gadget beworben, fand sie erst später ihre Daseinsberechtigung als Fitness- und Gesundheits-Tracker. Gruber sieht darin ein weiteres Beispiel für Apples unklare Produktstrategie – allerdings zeigt die Erfolgsgeschichte der Apple Watch auch, dass das Unternehmen in der Lage ist, Konzepte nachträglich sinnvoll zu justieren.

Apples Ruf steht auf dem Spiel

Laut Gruber muss Apple dringend handeln. Tim Cook und sein Team sollten sich umgehend der Kritik stellen und echte Innovationen präsentieren – keine Marketing-Tricks. Wenn Apple weiter auf Konzepte statt auf tatsächliche Technologie setzt, könnte das langfristig den guten Ruf des Unternehmens gefährden, warnt Gruber.

Trotz aller Kritik sollte man nicht vergessen: Apple hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass das Unternehmen auch aus schwierigen Phasen gestärkt hervorgehen kann. Die Rückkehr von Steve Jobs in den 90ern, der Übergang zu Apple Silicon oder die erfolgreiche Neuausrichtung der Apple Watch zeigen, dass das Unternehmen die Fähigkeit besitzt, sich selbst neu zu erfinden.

Das iPhone – anfangs von vielen skeptisch betrachtet – revolutionierte die gesamte Mobilfunkbranche und ist bis heute eines der erfolgreichsten Produkte der Tech-Geschichte. Dieser Erfolg bietet Apple genügend finanziellen Puffer, um Fehltritte auszugleichen und in die Zukunft zu investieren. Zudem floriert Apples Service-Geschäft mit Angeboten wie iCloud, Apple Music und dem App Store, was dem Unternehmen eine stabile Einnahmequelle sichert. Wenn Apple es schafft, aus der aktuellen Situation zu lernen und die richtigen Weichen zu stellen, könnte das Unternehmen schon bald mit neuen Innovationen überzeugen – anstatt mit Konzeptvideos.

Kategorie: Apple

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3 Kommentare

  • Klaus

     zieht die Reißleine wenn sie merken das es nichts wird.
    Andere bringen Bananen Produkte auf dem Markt die beim Kunden unter umständen mehrere Jahre zum Reifen benötigen, vor allem in der Automobilindustrie usw usf.

    13. März 2025 | 17:52 Uhr | Kommentieren
  • Fabian

    Wer ist dieser Dr Gruber?

    13. März 2025 | 18:47 Uhr | Kommentieren
  • TechnikDieBegeistert

    Nichts gegen Gruber, aber die Betrachtungsweisen scheinen hier völlig unterschiedliche zu sein.

    Neben der Tatsache, dass Apple nie etwas auf den Markt bringt nur um damit auf dem Markt zu sein (im Gegensatz zu anderen Firmen, die jedes Gerücht eines anstehenden Apple Produktes direkt unfertig auf den Markt bringen, wie aktuell z.B. Samsung mit ihrer Version eines Smartphone Air) und lieber wartet, bis sie (mit) die besten sein können, gibt es gerade bei KI signifikante Unterschiede zwischen Apples Sicherheitsansprüche und den Wegen, welche Google und Co. beschreiten und die sich beim Thema Datenschutz und -sicherheit kaum von chinesichen Wanzenherstellern unterscheiden.

    Ich denke 99% der Apple User sind lieber mit einer etwas weniger umfangreicheren, aber dafür Daten schützenderer Lösung zufrieden. Sonst könnten sie auch gleich zu Android und Huawei greifen.

    13. März 2025 | 23:05 Uhr | Kommentieren

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