Bloomberg erklärt, warum Siri auf der WWDC25 keine große Rolle spielen wird

| 16:00 Uhr | 1 Kommentar

Die WWDC steht vor der Tür und die Erwartungen an Apples Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz sind groß. Einem neuen Bericht von Bloombergs Mark Gurman zufolge ist Apples KI-Strategie jedoch alles andere als reibungslos verlaufen. Während die Industrie mit generativen KI-Durchbrüchen vorpreschte, geriet Apple ins Hintertreffen, sodass Gurman nicht damit rechnet, dass wir auf der WWDC im Juni allzu viele neue KI-Funktionen zu Gesicht bekommen werden, insbesondere wenn es um Siri geht.

Fotocredit: Apple

Ein zögerlicher Start in die KI-Entwicklung

Wie Gurman ausführt, liegt der Grund für Apples KI-Probleme in einer strategischen Fehlausrichtung. Craig Federighi, Apples langjähriger Software-Chef, hat sich Berichten zufolge dagegen gesträubt, stark in KI zu investieren. Er betrachtete die Technologie eher als Ablenkung, denn als grundlegenden Wandel. Diese Skepsis war nicht auf ihn allein beschränkt. Mehrere leitende Angestellte teilten eine ähnliche Denkweise und waren der Meinung, dass Apples traditioneller Ansatz, bei dem das Endprodukt klar definiert ist, bevor die Entwicklung beginnt, nicht mit der unvorhersehbaren Natur der KI-Entwicklung vereinbar ist.

Selbst als andere Apple-Mitarbeiter das revolutionäre Potenzial der künstlichen Intelligenz erkannten, blieben ihre Bemühungen, die Richtung des Unternehmens zu ändern, offenbar erfolglos. Wichtige Entscheidungsträger waren nicht überzeugt, was zu einem Mangel an Dringlichkeit und Investitionen in einer kritischen Phase des Aufschwungs der Branche führte.

Interne Spannungen und langsamer Fortschritt

John Giannandrea, Apples Leiter der KI-Abteilung, sah sich in seiner Arbeit mit Hürden konfrontiert. Obwohl er schon früh erkannte, dass eine sinnvolle KI-Entwicklung erhebliche Investitionen erfordern würde, wurden seine Initiativen oft durch die internen Widerstände gebremst.

Dieser Gegenwind wurde im Jahr 2023 mehr als deutlich und warf Apple im KI-Rennen weit zurück. Anfang 2023 hatte Giannandrea einen Plan. Er wollte die interne GPU-Infrastruktur des Unternehmens aufrüsten. Die Chips sind nicht nur für Grafik-Anwendungen zuständig, sondern bilden das Rückgrat des modernen KI-Trainings. Sie verarbeiten riesige Datensätze und treiben die Entwicklung von Sprachmodellen, Computer Vision und anderen maschinellen Lernsystemen an. CEO Tim Cook gab zunächst grünes Licht für die Verdoppelung des Chip-Budgets von Apple. Chief Financial Officer Luca Maestri schaltete sich jedoch ein und kürzte diesen Plan erheblich. Anstatt die Investitionen zu verdoppeln, lag die tatsächliche Erhöhung bei weniger als der Hälfte des Vorschlags.

Da zu wenige Grafikprozessoren zur Verfügung standen, waren Apples KI-Teams gezwungen, die Rechenleistung von externen Anbietern wie Google und Amazon zu beziehen. Als Apple schließlich seine Infrastruktur weiter ausbauen wollte, hätte das Timing nicht schlechter sein können. Während die Konkurrenten mit KI-Durchbrüchen und Infrastruktur-Upgrades voranpreschten, verhandelte Apple im Wesentlichen um Computerreste. Das Ergebnis war eine fragmentierte KI-Strategie mit begrenzten Fortschritten, insbesondere im Vergleich zu Wettbewerbern wie Google, OpenAI und Microsoft.

Diese internen Reibereien erklären, warum mehrere KI-bezogene Funktionen, die auf der letztjährigen WWDC angepriesen wurden, noch nicht eingeführt wurden. Dabei sind laut Gurman die versprochenen Upgrades für Siri noch Monate von der Veröffentlichung entfernt. Die Situation hat Apple dazu veranlasst, die Art und Weise und den Zeitpunkt der Ankündigung neuer Funktionen zu überdenken. In Zukunft will das Unternehmen vermeiden, Tools zu bewerben, die noch nicht kurz vor der Markteinführung stehen.

Keine neue Siri auf der WWDC25

Deswegen rechnet Gurman damit, dass Siri auf der WWDC in diesem Jahr wohl kaum im Rampenlicht stehen wird. Die seit langem erwarteten Verbesserungen an Apples Sprachassistenten, einschließlich derer, die auf der letztjährigen Veranstaltung vorgestellt wurden, werden demnach keinen großen Teil der Präsentation ausmachen.

Stattdessen wird erwartet, dass Apple sich auf die Integration von KI-Funktionen in sein gesamtes Ökosystem konzentrieren wird. Dazu gehören verbesserte Funktionen in Apps und ein neues KI-gesteuertes Tool zur Batterieoptimierung. Eine wichtige Entwicklung ist „Project Mulberry“, ein virtueller Gesundheitscoach, der KI für personalisierte Wellness-Empfehlungen nutzt. Der KI-Assistent soll mit dem Fachwissen von Ärzten sowie Gesundheitsspezialisten geschult werden und deckt wichtige Bereiche wie Ernährung, Schlaf, psychische Gesundheit, Kardiologie und Physiotherapie ab.

Außerdem will Apple in der Europäischen Union die Möglichkeit anbieten, Siri durch Sprachassistenten von Drittanbietern zu ersetzen. Auf lange Sicht will das Unternehmen jedoch weiter an einer Siri arbeiten, die es mit Größen wie ChatGPT aufnehmen kann.

Die Zukunft von Siri

Die umfassende Überarbeitung von Siri, die von Insidern als „LLM Siri“ bezeichnet wird, zielt darauf ab, die Infrastruktur des Sprachassistenten durch die Verwendung großer Sprachmodelle zu modernisieren und viele der technischen Probleme zu beheben, die in den letzten Jahren zu Verzögerungen geführt haben.

Die Chatbot-Version von Siri soll fortlaufende Gespräche führen können. Die Verwendung großer Sprachmodelle ermöglicht es Siri auch, komplexere Aufgaben auszuführen. Mit der Einführung von „Personal Context“ wird Siri zudem in der Lage sein, auf persönliche Informationen, die auf dem Gerät gespeichert sind, zuzugreifen und diese zu nutzen. Hierzu zählen zum Beispiel E-Mails, Nachrichten, Dateien und Fotos. Wenn ihr beispielsweise eine in einer E-Mail enthaltene Flugnummer sucht oder einen von einem Freund empfohlenen Podcast abspielen wollt, kann Siri diese Informationen schnell abrufen.

Eine weitere wichtige Funktion soll „Onscreen Awareness“ werden. Mit dieser Verbesserung kann Siri den auf dem Bildschirm des Geräts angezeigten Inhalt erkennen und darauf basierend entsprechende Aktionen ausführen. Wenn euch jemand zum Beispiel eine Adresse per Textnachricht schickt, könnt ihr Siri sagen, dass sie diese Adresse zu euren Kontakten hinzufügen soll, und Siri weiß, wovon ihr sprecht.

Nun heißt es bei Apple: Aufholen um jeden Preis. Hinter den Kulissen wird fieberhaft an der KI-Offensive gearbeitet. Projekte, die zuvor nur zögerlich angegangen wurden, erhalten jetzt höchste Priorität. Es wird jedoch seine Zeit brauchen, bis wir diese Neuerungen zu Gesicht bekommen. Somit wird die WWDC25 voraussichtlich nicht der richtige Zeitpunkt für eine neue Siri sein.

1 Kommentare

  • Bananarama

    Warum GurmannShmurman keinerlei Ahnung hat, was Apple plant oder nicht, wenn der Tag lang ist und trotzdem von den IT-Medien hirnlos nachgeplappert wird. Klicks.

    20. Mai 2025 | 11:51 Uhr | Kommentieren

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