Apple hat in den vergangenen Jahren offenbar intensiv darüber nachgedacht, eine eigene Cloud-Infrastruktur für Entwickler aufzubauen. Ein Bericht von The Information bringt nun Details zu einem internen Projekt ans Licht, das Apple langfristig in direkte Konkurrenz zu Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud gestellt hätte.
Project ACDC
Intern trug das Vorhaben den Namen „Project ACDC“, ein Kürzel für „Apple Chips in Data Centers“. Die Grundidee war, dass Entwickler Serverleistung mieten können, die auf Apples eigenen Prozessoren basiert. Damit hätte Apple nicht nur seine erfolgreiche Chipstrategie in iPhones und Macs weiterverwertet, sondern diese auch erstmals als Infrastrukturprodukt nach außen getragen. Ziel war es, eine kostengünstigere und effizientere Alternative zu bestehenden Cloud-Angeboten zu schaffen.
Ein zentrales Argument für das Projekt war die hohe Energieeffizienz von Apple Silicon bei KI-Anwendungen. Insbesondere bei sogenannten Inference-Prozessen, bei denen trainierte KI-Modelle neue Daten analysieren, sollen Apples Chips laut interner Einschätzungen klar im Vorteil sein. Diese Technik kommt unter anderem im Vision Pro Headset zum Einsatz, etwa zur Bildverarbeitung in Echtzeit.
Apple begann mit dem Einsatz eigener Chips in Rechenzentren im Rahmen von Private Cloud Compute. Hier werden serverseitige Anfragen für Apple Intelligence verarbeitet. Intern soll die Siri-Abteilung die ersten gewesen sein, die auf Mac-Chips gesetzt haben, um ihre Text-to-Speech-Funktionen umzusetzen. Das Resultat war eine höhere Genauigkeit bei gleichzeitig geringeren Kosten. In der Folge profitierten auch weitere Apple-Dienste wie Fotos und Apple Music von der neuen Architektur.
Interessant ist, dass Apple die Plattform auch externen Entwicklern anbieten wollte, allerdings ohne klassischen Vertrieb. Stattdessen sollte das bestehende Developer Relations Team den Zugang verwalten. Damit wäre ein nahtloseres, typisches Apple-Nutzererlebnis möglich gewesen, im Gegensatz zur oft komplexen Welt von AWS oder Azure.
Ob Project ACDC weiterverfolgt wird, ist unklar. Mit dem Weggang von Michael Abbott, der das Projekt maßgeblich vorantrieb, verlor es im Jahr 2023 seinen Hauptbefürworter. Zwar liefen laut dem Bericht noch Gespräche bis in die erste Jahreshälfte 2024, doch der aktuelle Status bleibt unbekannt.
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