New York Times: Warum Steve Jobs‘ Mac-Fabrik scheiterte und Apple heute international produziert

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Die New York Times veröffentlichte einen interessanten Artikel, der Steve Jobs‘ Ambitionen beleuchtet, den Mac in den USA zu produzieren. Jobs gründete 1983 eine Fertigungsstätte in Kalifornien, die jedoch nach 8 Jahren aufgrund von mehreren Problemen wieder geschlossen wurde.

Made in USA

Unter dem Titel „When Apple Was Homegrown“ gibt der Bericht von John Markoff einen Einblick in die Faszination von Jobs für Henry Fords Automobil-Massenfertigung in Detroit und die hochwertigen Fertigungskapazitäten japanischer Unternehmen wie Sony. Jobs wollte die beiden Kulturen in einer „hochautomatisierten“ Mac-Fabrik zusammenführen, was jedoch letztendlich im großen Stil scheiterte.

„Steve hatte eine tiefe Überzeugung bezüglich japanischer Herstellungsverfahren“, erinnert sich Randy Battat, der als junger Elektroingenieur zu Apple kam und die Einführung einiger der frühen tragbaren Computer des Unternehmens beaufsichtigte. „Die Japaner wurden als Zauberer der Fertigung angesehen. Die Idee war, eine Fabrik mit einer Just-in-time-Lieferung von fehlerfreien Teilen zu schaffen. Es war nicht gut fürs Geschäft.“

Der Bau der Anlage, die sich direkt gegenüber der San Francisco Bay vom damaligen Apple-Hauptsitz befand, begann 1983. Den ersten Reportern, die das Werk besuchten, wurde gesagt, dass die Fabrikarbeit nur 2 Prozent der Kosten für die Herstellung eines Macintosh ausmachen würde – dank seiner hochmodernen Produktionslinie. Die Erwartungen waren daher hoch. Die praktischen Bedingungen für die Arbeit im Werk zeigten jedoch ein anderes Bild.

Jean-Louis Gassée, ein französischer Spezialist für Büroautomation, war gerade von John Sculley, dem damaligen Chief Executive von Apple, zum Präsidenten der Produktabteilung von Apple befördert worden und war für die Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten des Unternehmens verantwortlich. Als er anfing, beschloss Gassée, zwei Tage lang zu ergründen, wie das Unternehmen seine Produkte tatsächlich herstellt, indem er an einer Produktionslinie im Werk mitwirkte. Schnell wurde klar, dass die ambitionierte Fabrik den Japanern weit unterlegen war und dass es an qualifizierten Personal fehlte.

Gassée konnte das Problem zumindest teilweise auf allgemeine Mängel in der US-Infrastruktur zurückführen. Da Apples Produktion in Kalifornien nicht über die erforderliche Expertise und Subunternehmer verfügte, konnte das geplante Produktionsvolumen letztendlich nicht erreicht werden, womit die Anlage nach immerhin 8 Jahren Betrieb geschlossen wurde.

Der zweite Versuch

Nach dem „Austritt“ bei Apple unternahm Jobs mit seiner späteren Firma NeXT einen zweiten Versuch, eine Produktionskultur im Silicon Valley aufzubauen. 1990 leitete er eine weitere 10-Millionen-Dollar-Anlage für den Bau seiner nächsten persönlichen Workstation. Die Anlage verfügte dieses Mal über moderne Roboter-Vorrichtungen, aber auch diese Fabrik konnte nicht in den Mengen produzieren, die einen langfristigen Montagebetrieb ermöglichen würden und sie scheiterte genau wie ihr Apple-Vorgänger.

Jobs‘ Ansichten über die Fertigung hatten sich verändert, als er 1997 zu Apple zurückkehrte. 1998 stellte er den erfahrenen Supply Chain Supervisor Tim Cook als Senior VP von Apple für weltweite Operationen ein. Das Produktions-Outsourcing von Apple weitete sich anschließend schnell zu einem weitläufigen Ökosystem globaler Anbieter aus.

Alle guten Dinge sind drei

20 Jahre später kündigte Apple Pläne für den Bau eines neuen 1-Milliarde-Dollar-Campus in Austin sowie Pläne für eine allgemeine Expansion der Geschäftstätigkeit in den Vereinigten Staaten an. Apple sagt, dass man auf Kurs sei, 20.000 Arbeitsplätze in den USA bis 2023 zu schaffen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen werden jedoch nicht in der Fertigung angesiedelt sein.

Unser Artikelbild von Terrence McCarthy (New York Times) zeigt Apples erste Fabrik im Jahr 1984.

Kategorie: Apple

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