Der Tech-Riese Google und mehrere europäische Telekommunikationsunternehmen haben die Europäische Union (EU) aufgefordert, Apples iMessage zu regulieren. Sie argumentieren, dass iMessage im Rahmen der neuen EU-Vorschriften als „zentraler Plattformdienst“ angesehen werden sollte, was Apple verpflichten würde, seine Messaging-Plattform für Wettbewerber zu öffnen.
Forderung zur iMessage-Regulierung
Die Financial Times berichtet über einen gemeinsamen Brief von Google und großen Telekommunikationsbetreibern wie Vodafone, Deutsche Telekom, Telefónica und Orange an die Europäische Kommission. Sie fordern, dass iMessage aufgrund seiner bedeutenden Rolle als Kommunikationsmittel für Unternehmen dem neuen Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) unterworfen werden sollte. Dies käme Verbrauchern und Unternehmen in Europa zugute, da es eine bessere Integration mit anderen Messaging-Diensten ermöglichen würde, heißt es in dem Schreiben.
Die EU prüft derzeit, ob Apples iMessage im Rahmen des Digital Markets Act reguliert werden muss. Zu der laufenden Untersuchung gehören auch Fragebögen, die die Europäische Kommission Anfang Oktober an Nutzer und Mitbewerber verschickt hat. Die Fragebögen zielen darauf ab, die spezifischen Aspekte des Dienstes herauszufinden, auf die geschäftliche Nutzer angewiesen sind, und wie er sich in die breiteren Ökosysteme der Unternehmen integriert. Außerdem wurden Daten über die Anzahl der Nutzer abgefragt.
Ist iMessage ein Gatekeeper-Dienst?
Das EU-Gesetz für digitale Märkte zielt allgemein darauf ab, die Vormachtstellung der großen Online-Plattformen einzudämmen. Die Dienste, die im Rahmen dieses Gesetzes als Gatekeeper bezeichnet werden, müssen sich an strenge neue Vorschriften halten. Nach den DMA-Richtlinien wird ein Dienst als Gatekeeper eingestuft, wenn dieser unter anderem folgende Kriterien erfüllt:
- Der Dienst hat mehr als 45 Millionen monatlich aktive Nutzer in der EU.
- Der Dienst erzielt einen Jahresumsatz in der EU von mehr als 7,5 Milliarden Euro oder eine Marktkapitalisierung von mehr als 75 Milliarden Euro.
Apple erfüllt die finanziellen Anforderungen. Ein Streitpunkt ist also noch die Anzahl der Nutzer von iMessage in Europa, bzw. der Einfluss des Dienstes. Apple gibt keine regionalen Nutzerzahlen für iMessage bekannt. Daher ist es ungewiss, ob die App die Marke von 45 Millionen Nutzern in Europa überschreitet, insbesondere angesichts der stärkeren Dominanz von Konkurrenten wie WhatsApp in der Region. Und hier setzt offenbar Apples Argumentation ein. So erklärte das Unternehmen, dass Teilbereiche des eigenen Digital-Angebotes zu klein seien, um in die Gatekeeper-Klassifizierung zu fallen.
Dieser Aussage stimmen Google und die Telekommunikationsbetreiber jedoch nicht zu und fordern das Ende der Apple-Exklusivität von iMessage. Ob die Forderung Anklang gefunden hat, ist nicht bekannt. Die EU teilte der Financial Times lediglich mit, dass die Untersuchung von iMessage fortgesetzt wird. Die EU hat bis Februar 2024 Zeit, um ein Urteil zu fällen.
Thematisch passend hat TechCrunch heute auf einen geänderten Wortlaut einer Einreichung bei der US-Börsenaufsicht aufmerksam. Der überarbeitete Text stellt eine Abkehr von der vorherigen Position des Unternehmens dar und weist auf eine eindeutigere Haltung zu möglichen Änderungen der App Store-Richtlinien hin.
Apple gibt zu verstehen, dass zukünftige Änderungen auch Auswirkungen darauf haben könnten, wie das Unternehmen Entwicklern den Zugriff auf seine Plattformen in Rechnung stellt; wie es die Verteilung von Apps außerhalb des App Stores verwaltet; und „wie und in welchem Umfang es Entwicklern ermöglicht wird, mit Verbrauchern im App Store über alternative Kaufmechanismen zu kommunizieren.“
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