RCS-Unterstützung: Apples Timing war kein Zufall und ist eine günstige Versicherung

| 8:10 Uhr | 1 Kommentar

Die jüngste Ankündigung von Apple, Rich Communication Services (RCS) zu unterstützen, markiert einen strategischen Wechsel in der Herangehensweise an Messaging-Standards. Mit dieser Entscheidung, die früher als unwahrscheinlich galt, kommt der Tech-Gigant möglichen rechtlichen Anforderungen zuvor und bringt sich in eine gute Verhandlungsposition.

Fotocredit: Apple

Apple kommt den Regierungen zuvor

RCS ist ein Kommunikationsprotokoll, das als moderne Alternative zu traditionellen SMS und MMS konzipiert wurde. Es bietet erweiterte Messaging-Funktionen, darunter Multimedia-Sharing, Gruppen-Chats, Lese-/Schreibbestätigungen und mehr.

Ursprünglich zeigte Apple wenig Interesse an der Übernahme von RCS. Apples Zurückhaltung wurde auf die Beliebtheit seiner iMessage-Plattform zurückgeführt, die für die Attraktivität der Produkte des Unternehmens eine wichtige Rolle spielt – ganz zum Unmut der Konkurrenz. So beschwerte sich vor allem Google, über die Einschränkungen bei der plattformübergreifenden Nachrichtenübermittlung zwischen Android und iOS.

Dieser Unmut könnte Apple laut 9to5Mac im Zuge des neuen Digital Markets Act (DMA) teuer zu stehen kommen, das weiß man auch in Cupertino. Der DMA schreibt unter anderem vor, dass Nutzer verschiedener Messaging-Dienste nahtlos miteinander kommunizieren können sollten, um Barrieren für neue Marktteilnehmer im Bereich der Messaging-Apps abzubauen. Apples Unterstützung für RCS vor dem Stichtag am 16. November kann als Absicherung gegen mögliche rechtliche Anfechtungen gesehen werden, insbesondere da iMessage gerade auf dem Prüfstand steht.

Mit der Entscheidung, RCS zu unterstützen, hat Apple praktisch eine Versicherung abgeschlossen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass iMessage groß genug ist, um reguliert zu werden, kann das Unternehmen jetzt sagen, dass RCS alle Vorgaben erfüllt.

Natürlich ist das RCS-Argument keine Garantie, aber eine ziemlich sichere Sache. Der Standard ermöglicht fast alles, was man von einem modernen Nachrichtendienst erwartet. In einem Bereich hat er zwar Schwächen – er unterstützt keine Verschlüsselung, aber die Regierungen sind ohnehin nicht gerade Fans davon. Zudem arbeitet Apple angeblich mit der GSMA zusammen, um eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in das RCS Universal Profile aufzunehmen. Googles proprietäre Erweiterung für eine Verschlüsselung will Apple nicht übernehmen.

Und somit ist Apple dem Kartellrecht einen Schritt voraus, was nicht allzu oft vorkommt. Apple hat die Angewohnheit, sich bei kartellrechtlichen Fragen so lange zurückzuhalten, bis man durch das Gesetz zum Handeln gezwungen wird. Der Grund für die proaktive Handlung? Wahrscheinlich kommt es hierzu, da die „RCS-Versicherung“ recht günstig ist. Apple hat bereits bestätigt, dass RCS-Nachrichten, wie Textnachrichten, grün sein werden. Wenn also jemand ein iPhone kauft, um in dem Blue-Bubble-Club zu sein, dann wird er das auch nach dieser Änderung tun – ein Fakt, der insbesondere in den USA nicht zu vernachlässigen ist.

Kategorie: Apple

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1 Kommentare

  • FineClaire

    Na, wie gut, dass MACERKOPF so genau weiß, warum Apple was und vor allem wann tut. Ich persönlich frage mich, wem die „Interoperabiliät“ denn wirklich nützt. Zumal wenn sich die Datenkrake Google so vehement dafür einsetzt …

    19. Nov 2023 | 10:16 Uhr | Kommentieren

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